Viele von uns kennen das. Mitten in der Nacht wachen wir auf, hören kleine Tippelschritte über den Flur huschen, merken, dass sich ganz vorsichtig die Schlafzimmertür öffnet und blitzschnell sind die kalten Füßchen Deiner Maus unter Eurer Bettdecke und Ihr seid zu dritt mit einem oder sogar zu viert oder fünft mit mehreren kleinen Kindern in Eurem Bett.
Schlaft Ihr im Familienbett? Vielleicht gehört Ihr zu den Eltern, die sich sagen: Ja genauso ist es bei uns. Und die sich fragen, wo denn da das Problem ist. Vielleicht genießt Ihr es, dass Eure Kinder zu Euch kommen, sich nachts ankuscheln und Ihr alle gemeinsam bis zum nächsten Morgen ganz eng miteinander verbringt. In vielen Kulturen ist es selbstverständlich, dass die Familie gemeinsam schläft und es wird als befremdlich empfunden, dass Babys oder Kleinkinder in ihrem eigenen Bett oder sogar in ihrem eigenen Zimmer schlafen. Auch unsere Vorfahren haben Jahrhunderte lang alle gemeinsam in ihren Höhlen geruht und besonders den Kleinsten auf diese Weise liebevolle Nähe und vor allem auch sicheren Schutz gegeben.
Wenn Du und Dein Partner es also gerne habt, dass Eure Maus bei Euch schläft oder in der Nacht zu Euch hinüberkommt, dann genießt es und lasst Euch bitte nicht von irgendjemandem einreden, dass Euer Kind doch nun langsam mal lernen sollte eigenständig zu schlafen. Keine Schwiegermutter, kein Nachbar und kein Kinderarzt sollte es sich erlauben über Eure Schlafsituation zu urteilen oder sich gar einzumischen, wenn Ihr als Familie zufrieden und glücklich damit seid. Dein Familienbett – Deine Entscheidung.
Vielleicht gehörst Du aber auch zu den Mamas oder Papas, die selbst einfach nicht mehr in den Schlaf finden, sobald Euer Kind auch bei Euch mit im Bett liegt. Oder vielleicht stellt Ihr auch fest, dass Eure Maus sich zwar im ersten Moment ganz sacht zu Euch kuschelt aber dann die ganze Nacht unruhig ist und sich sogar von Euch gestört fühlt und somit gar nicht mehr die Menge an Schlaf bekommt, die sie sich eigentlich gerne nehmen würde.
Vielleicht habt ihr auch mehrere Monate oder Jahre alle gemeinsam im Familienbett geschlafen und seid nun an einem Punkt, an dem Ihr das Schlafzimmer einfach wieder gerne für Euch hätte – für Euch als Paar. Jeder einzelne von Euch hat Bedürfnisse und ich finde es wichtig, dass diese auch geäußert werden dürfen und gemeinsam geschaut wird, wie ein möglicher Weg aussehen kann, sodass es Euch allen gut geht. Dein Familienbett – Deine Entscheidung.
Oder hat Dein Kind schon glücklich und entspannt im eigenen Bett geschlafen und war nun für eine Weile wieder bei Euch, weil Deine Maus krank war, eine Impfung bekommen hat oder aufgrund der Eingewöhnung bei der Tagesmutter nachts verstärkt Eure Nähe gesucht hat? Denn Phasen, in der sich physisch, emotional oder auch kognitiv etwas verändert, können natürlich dazu führen, dass Dein Kind wieder häufiger aufwacht und dann vielleicht auch gerne wieder zu Euch ins Bett kommen mag. Und besonders während diesen besonderen Zeiten, ist es total in Ordnung und absolut wünschenswert, dass Du Deinem Kind alle Nähe und Zuneigung gibst, die es braucht und Ihr als Eltern das tut was Eurer Maus guttut und sich auch für Euch richtig anfühlt, um diese Phase gemeinsam gut zu meistern. Vielleicht bist Du dann aber irgendwann an einem Punkt, an dem Du fühlst, dass diese Etappe geschafft ist und Dein Kind nun gerne wieder in seinem eigenen Bettchen schlafen darf – wie zuvor auch.
Ganz unabhängig, davon WARUM Ihr Euch entscheidet, dass Eure Maus ab jetzt in ihrem Bett einschlafen und eben nachts auch altersentsprechend durchschlafen darf. Wichtig finde ich, dass es tatsächlich auch eine klare Entscheidung ist. Nur, wenn Du innerlich klar bist, kannst Du auch Dein Kind mit auf den Weg nehmen. Wenn Du emotional stabil bist und sowohl tagsüber und auch abends liebevoll kommunizierst, dass es ab heute anders sein darf und Deine Maus in ihrem eigenen Bettchen schlafen DARF, dann wird es auch für Dein Kind einfacher sein, diesen Weg zu gehen. Besonders, wenn Ihr etwas für eine bestimmte Zeit gemacht habt und nun gerne wieder zur vorherigen Schlafsituation zurück möchtet, aber auch sonst, wenn Ihr Euch eine Veränderung der Situation wünscht. Du wirst feststellen, dass Dein Kind auf dem Weg nach einem stabilen Rahmen verlangt. Und Eure Aufgabe als Eltern darf es nun sein diesen stabilen Rahmen zu bieten. Nicht heute so und morgen so. Sondern überlegt Euch ganz genau, was Ihr wollt und vertraut darauf, dass liebevolle Konsequenz es Euch allen leichter macht als wenn Ihr Euch erst ganz klar äußert, aber es in der nächtlichen Umsetzung dann doch wieder etwas anderes macht. Dann hast Du nichts gewonnen, Deiner Maus geht der stabile Rahmen verloren und es wird für Dein Kind von Mal zu Mal schwerer zu erkennen, welchen Weg Ihr eigentlich gemeinsam gehen wollt.
Wenn Dein Kind schon sprechen kann, binde es gerne mit ein. Vielleicht magst Du Deine Maus auch fragen, was Ihr heute Nacht helfen könnte, wieder im eigenen Bettchen einzuschlafen. Das kann ein emotionaler Anker, wie ein Kuscheltier oder ein Schmusetuch sein. Vielleicht ist es auch ein T-Shirt, was nach Mama oder Papa riecht oder eben auch die Freude auf eine gemeinsame Aktivität am nächsten Tag. Je nach Altern Deines Kindes findet Ihr hier bestimmt gemeinsam irgendetwas, was es Deiner Maus leichter machen kann.
Vielleicht wird Deine Maus in der ersten Nacht noch zu Euch hinübertapsen und dann hilft eben deine VORHER getroffene glasklare Entscheidung. Du kannst Dein Kind einmal fest umarmen, ihm sagen, dass Mama und Papa da sind und Du es nun wieder in sein Bettchen bringen wirst. Sei so langweilig wie möglich und trage oder begleite Deine Maus zurück in ihr Bett. Stelle Dich unbedingt darauf ein, dass es besonders in der ersten Nacht sein kann, dass Du Dein Kind 4,5 oder auch 6 mal wieder zurück bringst. Nur so gibst Du Deiner Maus auch die Chance zu lernen in ihrem Bett zu bleiben. Je nachdem, ob Ihr das Schlafen im eigenen Bett neben Eurem Bett oder im eigenen Zimmer übt gibt es natürlich immer auch viele verschiedenen Wege und Zwischenschritte. Wenn es sich für Dich gut anfühlt, kannst Du natürlich auch Deine eigene Matratze für ein paar Tage mit ins Zimmer Deines Kindes nehmen, ihm alle Nähe und Sicherheit schenken, bei jedem Erwachen direkt dort sein und Deine Maus erneut sanft in den Schlaf begleiten. Höre auf Dein Gefühl als Mama oder Papa, was für Dich und Dein Kind am besten passen kann.
Wenn Du sagst, ich genieße die gemeinsamen Nächte bei uns im Bett, dann ist alles goldrichtig so wie Ihr es macht. Oder wenn Du sagst, dass Du es ab 5 Uhr morgens total ok findest, wenn sich die kleinen Füßchen dazu kuscheln. Dann ist auch das wunderbar. Wenn Du oder Ihr als Paar aber sagt, nein, entweder unserer Maus oder uns tut es nicht gut, wenn wir alle gemeinsam in einem Bett liegen, dann trefft eine klare Entscheidung und traut Euch und Eurer Maus auch zu etwas zu verändern.
Schaut nochmal ganz genau, was Ihr Euch wünscht und welcher Weg für Euch der Richtige ist. Du kannst nur einen Weg gehen, mit dem Du Dich auch wohlfühlst.
Alles Liebe
Deine Miriam